Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V.
GNOR e.V.

Der Wappenvogel

Der Raubwürger Lanius excubitor

… schmückt unser LOGO bereits seit der Vereinsgründung im Jahre 1977. Er ist systematisch den Singvögeln (Passeriformes) zuzuordnen und mit ca. 23 cm Flügelspannweite etwa starengroß.

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Durch seinen an der Spitze leicht hakenförmig gebogenen Schnabel wird er fälschlicherweise häufig für einen kleinen Greifvogel gehalten. Er ist jedoch ein Vertreter aus der Familie der Würger (Laniidae); hierzu zählt auch der bekannte Neuntöter (Lanius collurio).

Foto: S.Morsch [www.fotonatur.de]

Vorkommen in Rheinland-Pfalz: Er besiedelt offene und halboffene Flächen mit niedriger Vegetation mit Hecken, Einzelbäumen sowie Büschen. Gerne brütet er in Obstwiesen oder auf jungen Sukzessionsflächen größerer Waldlichtungen. Der schwarz-weiße Würger bleibt auch im Winter bei uns, wobei sich Brut- und Überwinterungshabitat oftmals ähneln. Die Bestandszahlen haben in Rheinland-Pfalz (wie auch in anderen Bundesländern) in den vergangenen Jahren aufgrund von Habitatzerstörungen abgenommen. Die GNOR setzt sich daher für einen nachhaltigen Schutz seiner Brut- und Winterbiotope ein.

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Nahrung: Von einer Ansitzwarte aus (oder im Rüttelflug) erbeutet der Raubwürger kleine Insekten (Käfer, Schmetterlinge), Kleinsäuger (Mäuse) oder Kleinvögel bis zur Größe einer Lerche. Es gibt Beobachtungen, nach denen er vereinzelt auch Gehäuseschnecken vom Boden auflesen soll. In Zeiten des Nahrungsüberflusses spießt der Würger Beutetiere an Hecken oder Stacheldrähten als Nahrungsvorrat für „schlechtere Zeiten“ auf.

Nistplatz: Seine Nester legt er meist hoch in freistehenden Bäumen an. Seltener in niedrigen Hecken oder Sträuchern. Er brütet von April bis Mai und legt im Schnitt ca. sechs Eier, aus denen durchschnittlich nur etwa drei Junge groß werden.

Historische Beschreibungen des Raubwürgers: Linné stellt die Würger zu den Raubvögeln, die heute korrekter als Greifvögel bezeichnet werden. Aber selbst wenn jemand die Vögel ganz allein nach der Lebensweise einteilen wollte, wäre es eine arge Übertreibung, alle Würger ohne Unterschied zu den Räubern zu rechnen. Nur der Raubwürger verdient in vollem Maße seinen Namen, denn er greift erwachsene Singvögel, sogar größere, wie ein Greifvogel mit Schnabel und Krallen an. In der Nähe seiner Sitzplätze findet man vielfach die Federn der von ihm verzehrten Opfer, besonders Goldammern und Sperlingen. Vor den Raubvögeln hat er seinerseits begründete Furcht. Die Falkoniere benutzen ihn deshalb als Wächter, der ihnen beim Falkenfang das Erscheinen von Raubvögeln anzeigt.

Quelle: Kleinschmidt, O. (1913)raubwuerger_3.jpg

Name: Lanius von laniare: zerfleischen = Schlächter, excubitor = Wächter, vom Gebrauch beim Falkenfang

Vorkommen: Überall, an vielen Orten im Winter zahlreicher als im Sommer

Artmerkmal: Größe und kurze Flügel

Größe: Wie Star, aber langschwänziger. Flügel 11,0 bis 11,6 cm. Gewicht 58; 81 g

Weibchen: Wie Männchen, weniger Weiß im Flügel

Junge: Trüber gefärbt, mit Wellenlinien an der Brust

Lockruf: Schäck schäck, truü und gihr

Gesang: Leise schirkend, auch andere Vogelstimmen nachahmend

Eier: 5 bis 7 (8) trüb weißlich mit bräunlichen und grauen Flecken, die sich am stumpfen Ende zusammenfließend häufen, April, Mai, eine Brut

Nest: Fest gebaut aus Reisern, Wurzeln, mit einigen grünen Pflanzenteilen vermischt, innen Haare und Federn

Nistplatz: Hoch, auf freistehenden Bäumen, selten niedriger (in Mannshöhe) in großen Dornbüschen

Nahrung: Kleine Vögel, Mäuse, Frösche; Käfer und andere Insekten

Zug: Kein richtiger Zugvogel wie der Schwarzstirnwürger oder Neuntöter, aber im Winter weit umherstreichend

Gehört zu der äußerst formenreichen Realgattung Lanius. Ob die bei uns vorkommenden Raubwürger mit größerem oder kleinerem Flügelspiegel zum Teil fremden Formen angehören, ist noch nicht erwiesen, aber doch die Übereinstimmung unserer Brutvögel mit den skandinavischen excubitor sollte weiter überprüft werden.

Die hier abgebildete Seite stammt aus dem Buch: Die Singvögel der Heimat von O. Kleinschmidt, erschienen 1913 bei Quelle & Meyer in Leipzig

Schutzstatus: Rote Liste Brutvögel Deutschland (2007): Kategorie 2, stark gefährdet, in Rheinland-Pfalz Bestandsabnahme > 50%